In den letzten Jahren wurde die frühe Bildung, u.a. abgeleitet aus bedeutenden entwicklungspsychologischen und neurobiologischen Forschungsergebnissen, neu bewertet. Auf allen gesellschaftlichen Ebenen erfährt die frühestmögliche Förderung von Kindern daher verstärkte Aufmerksamkeit. Entsprechend hat auch die politische Ebene reagiert. Sie hat Rahmenrichtlinien geändert, insbesondere Gesetzesänderungen auf den Weg gebracht, die eine “Neukonzeptionierung“ des Bildungsbereiches darstellt. Bildung wird zunehmend als sozialer Prozess verstanden, in dem Kinder und Erwachsene integriert in ihre Lebenswelt, diese, respektvoll, aktiv und sinnstiftend kokonstruktiv gestalten. Die KiTas tragen nach diesem Selbstverständnis eine besondere Verantwortung. Sie sollen alle Kinder inklusiv entsprechend, faire Entwicklungschancen ermöglichen und sozialer Ausgrenzung begegnen. Gemeinsam mit den Elementen Wahrnehmung, Bewegung und kommunikativer Interaktion, gehören spielerische Lernformen zu den Grundlagen vorschulische Bildungsprozesse. Die Erfahrung von gelingendem, selbstbestimmten, nachhaltigem und gemeinschaftlichem Lernen im Vorschulalter, ist eine gute Voraussetzung, die Freude an lebenslangem Lernen zu erwerben. In der frühen Kindheit werden die Basiskompetenzen und die Schlüsselqualifikationen dafür erworben, um später in Schule und Arbeitswelt erfolgreich sein zu können. Hierzu benötigen Kinder von den Erwachsenen die förderlichen Rahmenbedingungen. Dazu gehören neben der Familie, Lebensorte, wie eine kindgerechte KiTa, wo ein Kind gemeinsam mit anderen Kindern wachsen und gedeihen kann. „Kinder brauchen Kinder“!
Kindertageseinrichtungen (KiTas) sind institutionelle familienergänzende Bildungsorte. Sie haben einen Bildungs-, Erziehungs-und Betreuungsauftrag.
Durch differenzierte Angebote wird die Entwicklung jedes einzelnen Kindes entwicklungsspezifisch, altersgerecht und gezielt gefördert.
Auf der Basis einer Bildungs-und Erziehungspartnerschaft gestalten Eltern und Fachkräfte der KiTa gemeinsam die Lernprozesse, die Kompetenz-und Persönlichkeitsentwicklung und übernehmen somit, für eine gewisse Zeitspanne, quasi die „Verantwortung“ für die Gesamtentwicklung des Individuums Kind. Eltern werden begleitet, unterstützt, können sich austauschen, erleben Gemeinschaft und Solidarität.
Entsprechend dem o. g. ist es nicht verständlich, warum die Beitragsfreiheit von KiTa-Plätzen bis dato in Deutschland nicht flächendeckend umgesetzt wurde. Das der Schulbesuch im Bundesgebiet kostenfrei ist und dagegen in den meisten KiTas Beiträge zu entrichten sind, ist nicht zu begründen.
Selbst Studiengänge sind dato an vielen Hochschulen in Deutschland beitragsfrei zu belegen.
Einige Bundesländer haben die Vorteile erkannt und mit Regelungen zur beitragsfreien KiTa in ihrem Hoheitsgebiet begonnen. Beispiel: Hamburg stellt ab 1. August 2014 die fünfstündige Grundbetreuung in KiTa und Kindertagespflege von der Geburt bis zur Einschulung beitragsfrei.
Die Beitragsfreiheit bezüglich aller KiTas in Deutschland muss dringend erfolgen! Nur so ist m. E. eine Teilhabe aller Kinder im Sinne gleicher Bildungschancen und Inkludierung in das gesellschaftliche Leben möglich.
Auch die Industrie-und Handelskammern, wie die Handwerkskammern haben die Situation erkannt und drängen die politisch Verantwortlichen verstärkt die notwendigen Entscheidungen zu treffen. U.a. hat die deutsche Wirtschaft mit „eigenen Studien“ belegt, dass sich Investitionen in den frühkindlichen Bereich aus der Sicht des Staates wie der Volkswirtschaft lohnen. Würden die Investitionen von Seiten des Staates gezielt und die Struktur nachhaltig verändernd vorgenommen, werde eine Rendite von etwa 13% für die Volkswirtschaft insgesamt generiert und rund 8% für den Staat als Investor erzeugt. Entsprechende Neuregelungen im föderalen Finanzausgleichssystem und alternative Zusammenarbeitsmodelle auf Länder –und Gemeindeebene sind hierzu allerdings notwendig.